Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches und der militärischen Niederlage 1945 formierten sich in Oberschwaben, auch im heutigen Kreis Biberach die politischen Gruppierungen. Der Initiatorenkreis bestand traditionell aus Persönlichkeiten, die während der Weimarer Republik in der katholischen Zentrumspartei ihre politische Heimat hatten. Noch bevor die französische Besatzungsmacht überhaupt politische Parteien erlaubte, zeichnete sich im katholischen und evangelischen Lager immer deutlicher die Gründung einer überkonfessionellen christlichen Partei ab.
Auch Persönlichkeiten aus dem Kreis Biberach nahmen am 6. Januar 1946 an der Gründungsveranstaltung der Christlich-Demokratischen Union teil. Bereits am 23. Januar beantragte die CDU aus Laupheim als erste Ortsgruppe die Zulassung. Auf Kreisebene betrieben Ulrich Steiner (Laupheim), Josef Köberle (Häusern / Ummendorf) und Adolf Pirrung (Biberach) die CDU-Gündung. Der Kreisverband konstituierte sich am 17. April 1946. Um die Union katholischer und evangelischer Christen besonders zu betonen, wurden Adolf Pirrung und Ulrich Steiner zu gleichgeordneten Kreisvorsitzenden gewählt. Die Gründung dieser CDU fand große Resonanz.
Bei der ersten öffentlichen Versammlung der Kreis-CDU im Biberacher Stadttheater am 27. Mai 1946 wurden 400 Anwesende gezählt. Bereits Ende August 1946 waren 27 Ortsgruppen in den damals 87 Kreisgemeinden gegründet. Um die durchweg ehrenamtlichen Parteiarbeit effektiv zu gestalten, wurde der Kreis in die Bezirke Biberach, Laupheim, Ochsenhausen, Schussenried und Illertal aufgeteilt.
Während die Wahlergebnisse auf Gemeinde- und Kreisebene stark durch parteilose Wählerlisten und Wählervereinigungen mitgeprägt wurden, war die CDU bei allen Land- und Bundestagswahlen haushohe Gewinnerin der Abgeordnetenmandate.
1972 erzielte Eugen Maucher für den Bundestagwahlkreis Biberach-Ehingen mit 71,1 % das höchste CDU/CSU-Ergebnis für den Bundestag. Aus den Reihen der CDU des Kreises Biberach kam bei der ersten Wahl 1979 der Abgeordnete des Europäischen Parlaments mit dem höchsten Stimmenanteil der CDU, Dr. Isidor Früh mit 73,3%.
Die Wahlniederlage der CDU bei der Bundestagswahl 1972 hatte auch im Kreis Biberach für die 70er Jahre eine Verbesserung der Parteiorganisation und die stärkere Einbeziehung der Parteimitglieder in die politische Programmarbeit zur Folge. Im Bereich der Bundespolitik stand die Diskussion um die betriebliche Mitbestimmung und die Ostpolitik der damaligen Regierung, in der Landespolitik die Schul-, Gemeinde- und die Verwaltungsreform. Viele CDU-Mitglieder arbeiteten in zahlreichen Beratungsgremien auf Kreisebene mit. Die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA), Frauen Union (FU), Junge Union (JU), Kommunalpolitische Vereinigung (KPV) und Mittelstandsvereinigung (MIT), ab 1986 kam dann die Senioren Union (SU) hinzu. Folgende Ausschüsse bestanden: Agrarausschuss, Deutschlandausschuss, Bildungsausschuss und zeitweise bestand auch noch ein Ausschuss der anstehenden Verwaltungsreform.
Nach der Kreisreform vom 1. Januar 1973 galt es, die Räume Bad Buchau und Riedlingen in den nun einen der landesweit größten Landkreise, den neuen Kreis Biberach zu integrieren. Seitdem bestehen kreisweit 34 CDU-Gemeindeverbände. Zur Verstärkung der organisatorischen und politischen Arbeit auf Kreis- und Gemeindeverbandsebene und zur Unterstützung des Engagements vieler ehrenamtlich tätiger Parteimitglieder besteht seit 1978 in Biberach eine CDU-Kreisgeschäftsstelle.
Die verstärkte innerparteiliche Meinungsbildung durch die CDU-Mitglieder hatte zur Folge, dass wichtige Entscheidungen wie Kandidatenaufstellungen und Vorstandswahlen nicht mehr ausschließlich durch Delegierte der Gemeindeverbände, sondern auf Mitgliederversammlungen stattfanden. Hierzu konnten über 700 Mitglieder gezählt werden.
Parteipolitische Offenheit wird praktiziert, wenn auf Kandidatenlisten zu Kreis- und Gemeinderatswahlen auch Bürgerinnen und Bürger die der CDU zwar nahe stehen, aber keine Parteizugehörigkeit besitzen, stehen. Die CDU hat als einzige Partei im Kreis eine flächendeckende erfolgreiche Parteiorganisation, der es gelungen ist, seit ihrer Gründung sämtliche Wahlen zum Europäischen Parlament, Bundes-, Land- und Kreistag und auch in allen Städten die Gemeinderatswahlen zu gewinnen.
Wir danken für die Unterstützung von Dr. Kurt Diemer und Josef Seemann.