Ortsumfahrung wohl erst nach 2025

04.09.2021

Staatssekretär Bilger hält sich mit konkreten Zusagen zurück - Kritik von Ratsmitglied

Von Christina Mikalo - Warthausen

Tausende Autos und Lastwagen, die Tag für Tag über die B 465/Ehinger Straße donnern, Gefahren insbesondere für Fuß- und Radfahrer, Abgase und Lärm für die Anwohnerinnen und Anwohner - seit Jahren setzt sich die Gemeinde Warthausen für den Bau einer Ortsumfahrung der B 465 ein. Auch deshalb, weil der Schwerlastverkehr durch die Verbindung zwischen Biberach und Ehingen vermutlich in den kommenden Jahren noch zunehmen werde, wie CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender und Gemeinderatsmitglied Franz Schuy prognostiziert.

Bewegt hat sich bislang jedoch wenig. 2017 hat das Regierungspräsidium Tübingen die Prioritätenliste zum Straßenbau im Bundesverkehrswegeplan, auf dem die Ortsumfahrung Warthausen steht, konkretisiert. Dabei kam heraus, dass die Planungen für Warthausen im „vordringlichen Bedarf“ aufgeführt sind, also erst zwischen 2025 und 2030 beginnen sollen.

„Das ist für mich absolut nicht nachvollziehbar“, sagte Franz Schuy am Mittwoch bei einem Wahlkreisbesuch des Parlamentarischen Staatssekretärs im Verkehrsministerium Steffen Bilger, zu dem auch der Biberacher CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Rief, der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger und interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Warthausen geladen waren. Schuy veranschaulichte dem Staatssekretär die aus Sicht der Gemeinde große Dringlichkeit, mit dem Bau der Ortsumfahrung möglichst zeitnah zu beginnen.

Bilger zeigte Verständnis. „Das ist ein Projekt, das seit Jahrzehnten darauf wartet, dass sich etwas tut“, sagte er. Es sei bedauerlich, dass das Land mit dem Bau erst ab 2025 beginnen will - denn auf dessen Einschätzung sei der Bund angewiesen.

Josef Rief versprach, dass die CDU im Fall einer Wiederwahl im September alles tun werde, damit das Anliegen der Gemeinde Warthausen aktuell bleibe. Versprechen, dass es 2025 sofort mit dem Bau der Ortsumfahrung losgehen werde, könne er jedoch nicht.

Ähnliches sagte Steffen Bilger: Aus Sicht des Bundes sei die Ortsumfahrung ein kleines Projekt. Es sei möglich, dass dieses erst bis 2030 realisiert werde.

Für manche der anwesenden Bürgerinnen und Bürger klang das eher unbefriedigend. In ihren Wortmeldungen verwiesen sie darauf, dass Fahrradfahren oder Zufußgehen auf der Ehinger Straße aus Klimaschutzgründen zwar erwünscht, aber derzeit wegen des hohen Verkehrsaufkommens viel zu gefährlich sei. Manche Auto- und LKW-Fahrer würden schlichtweg keine Rücksicht nehmen, auch nicht auf rote Ampeln oder Kinder, die die Straße überqueren. Viele seien außerdem zu schnell unterwegs.

Ein Bürger stellte die Frage, weshalb kein Blitzer am Ortseingang stehe oder das Tempo nicht beispielsweise beim Pflegeheim oder dem Katholischen Kindergarten auf 30 Km/h reduziert werde.

Thomas Dörflinger griff diese Anmerkungen auf und sagte, dass es langfristig wichtig sei, den Verkehr aus Warthausen rauszubringen und kurzfristig die Verkehrssituation verbessert werden müsse. Josef Rief warnte allerdings davor, sich nur auf Maßnahmen wie etwa die Einführung von Tempo 30 zu konzentrieren und sich auf diesem Zustand auszuruhen. Die Ortsumfahrung müsse weiter im Fokus bleiben. „Alles andere bringt uns nicht weiter.“

Auch den Lärm durch den Bahnverkehr in Herrlishöfen sprachen die Beteiligten in der Runde kurz an. Bilger, der auch Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik ist, verwies darauf, dass bereits viel getan wurde, um den Schienenlärm zu reduzieren, es aber weiteren Verbesserungsbedarf gebe.

Grundsätzlich hänge es vom Wahlergebnis ab, inwieweit es nun mit der Verkehrssituation in und um die Gemeinde weitergehe. Rief versprach, sich weiter für die Belange der Bürgerinnen und Bürger von Warthausen einzusetzen, appellierte aber gleichzeitig auch an diese, bei dem Thema nicht locker zu lassen - auch wenn der Bau der Ortsumfahrung sich weiterhin verzögere.


Copyright Schwäbische Zeitung, Ausgabe Laupheim vom 4.9.21