Bundestagswahl am 26.9.2021

Rief: "Wir haben sehr viel verloren" - 27. September 2021

Der CDU-Kandidat sieht die Ursache für das Ergebnis auch in der Corona-Pandemie

Von Gerd Mägerle
Biberach

Im Rief-Haus in Winterstettenstadt hat der CDU-Kandidat Josef Rief am Sonntagabend die Wahlergebnisse zusammen mit Parteifreunden verfolgt. Das Direktmandat schien am späten Abend bereits sicher, noch ehe alle Wahlbezirke im Wahlkreis Biberach ausgezählt waren - ansonsten gab es für Rief jedoch wenig Grund zur Freude.

„Wir haben sehr viel verloren, auch im Wahlkreis Biberach“, so Rief in einer ersten Stellungnahme. Ein wenig tröstlich sei für ihn, dass die Verluste bei den Erststimmen nicht so hoch seien wie bei den Zweitstimmen. Sorge bereite ihm auch die zunehmende Zersplitterung der Parteienlandschaft. Trotz Verlusten habe keine der anderen Parteien im Wahlkreis auch nur annähernd zur CDU aufschließen können.

Gerade für die CDU sei Corona ein Handicap gewesen. „Wir sind normalerweise stark im Wahlkampf vor Ort“, sagte Rief, „das war aber diesmal nicht in gewohnter Form möglich.“ Gründe für das schlechte Abschneiden der Union sehe er unter anderem im Ende der Ära Merkel. „Die Menschen orientieren sich neu.“ Deshalb sei die Wahl kein Selbstläufer. Ob die Union mit einem Spitzenkandidaten Söder besser abgeschnitten hätte, sei Kaffeesatzleserei. Während die CDU im Wahlkreis Biberach die stärkste Kraft ist, sieht es in Berlin möglicherweise anders aus. „Dort herrschen jetzt unklare Machtverhältnisse“, so Rief. Der einzige Trost für ihn sei im Moment, dass Rot-Rot-Grün nicht möglich sei. „Entweder gibt es wieder eine große Koalition oder eben eine Regierung aus drei Parteien.“ Ob die CDU dabei sei, werde man sehen.

Klar sei für ihn, dass die Union in Koalitionsverhandlungen gewisse Linien nicht überschreiten dürfe. Dazu gehöre, dass die Bundesrepublik keine Haftung für europäische Schulden übernehmen dürfe. Es dürfe keine Politik gegen den ländlichen Raum gemacht werden, außerdem müsse versucht werden, die Bürokratie einzudämmen. Ob er persönlich enttäuscht ist? „Das ist Demokratie. Wenn's nicht läuft, dann verlieren Parteien in Hochburgen besonders viel“, so Rief.

© Schwäbische Zeitung, Ausgabe Biberach vom 27.9.2021